1. Bd. 1
- S. 382
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
382 Untergang der alten Welt.
den Bulgaren und den slavischen Stämmen im Süden und Norden der
Donau beizubringen.
Uebrigens blieb Konstantinopel durch das ganze Mittelalter hindurch der Sitz
der Bildung und Gelehrsamkeit. Wahrend das übrige Europa sich langsam aus
dem Dunkel der Unwissenheit, des Aberglaubens und der Barbarei herausarbei-
tete, bewahrten die byzantinischen Schriftsteller noch wissenschaftlichen
Sinn und Kenntniß der menschlichen Dinge. Johannes Grammaticus
aus dem Anfang des siebenten Jahrhunderts, der gelehrte Erklärer des Aristoteles
und Verfaster vieler Schriften aus dem Gebiete der Grammatik und Philosophie,
Johannes von Damascus, der Begründer der systematischen Theologie
aus dem 8. Jahrhundert und der Patriarch Photius (st 891), ein Mann von
umfassenden Kenntnissen, in der kirchlichen Literatur wie in der Alterthumswissen-
schaft, waren weit hinstrahlende Lichter in jener Zeit der literarischen Oede. Aber
Sittlichkeit und Tugend waren dahin. Selbst die kräftigsten Kaiser schändeten
ihren Kriegsruhm durch unmenschliche Grausamkeit, und Luxus und Sinnenge-
nuß galten für die Würze des Lebens. — Die unter Vasilios und seinen Nach-
folgern veranstaltete Gesetzessammlung, Basiliken genannt, ging zunächst aus
einer Uebersetzung, Verkürzung und Umgestaltung des Justinianeischen Rechts-
buchs (§. 250.) hervor, wurde aber in der Folge erweitert und dient als wichti-
ges Hülfsmittel für die Kritik und Auslegung des Corpus juris. Das Gesetzbuch
der Basiliken erfuhr verschiedene Revisionen und reicht in seiner jetzigen Gestalt
nicht über die Zeit des Constantin Porphyrogennetos (c. 950) hinaus.
Iv. Die Araber unter dem Einfluß des Islam.
§. 257. Das Innere der Halbinsel Arabien ist eine weite von Bedui-
nenhorden (Nomaden) durchstreifte Sandwüste, wo kein Schattengegen
den glühenden Brand der Sonne Schutz gewahrt, wo selten um eine Quelle oder
einen bald im Sande versiegenden Bach ein grasreicher, mit Palmenhainen be-
wachsener Rastplatz (Oase) die Einförmigkeit der endlosen Ebene unterbricht, wo
nur das Kameel, das Hunger, Durst und Schlaflosigkeit ertragen kann, und
von dem Alles, Fleisch, Haare, Milch, selbst der Mist brauchbar ist, die Ver-
bindung zu unterhalten vermag. Auf ihm und aus dem edeln, flüchtigen Pferde
beruht der Reichthum der Wüstenbewohner (Beduinen, auch Sarazenen
genannt). Der südwestliche von fruchtbaren Thalern durchzogene Küstenstrich
(Jemen) heißt wegen seiner Fruchtbarkeit das glückliche Arabien. Hier gedei-
hen in der tropischen Atmosphäre, welche durch die Höhe des Gebirges und durch
die Winde, die über den Ocean heranwehen, abgekühlt wird, kostbare und edle
Früchte. Hier ist das Land des Weihrauchs, des Zuckerrohrs, der Kaffeestaude
(Mokka), der Granatapfel, der Feigen und Dattelpalmen, der Weizen- und
Durrafelder, und ein edles, bildungsfähiges Volk lebt hier in stolzer Unabhängig-
keit. Nicht sehr weit von der Küste des rothen Meers liegen in der Provinz Hed-
jas die Prophetenstadte Mekka und Medina. Nur das nördliche, von kahlen
Granitfelsen durchschnittene petraische Arabien, mit der alten Hauptstadt
Petra (hebr. Sela), war von den Römern betreten worden. — Die Bewohner
des glücklichen Arabiens waren durch den ausgebreiteten Karavanen- und
Seehandel, den sie schon in den ältesten Zeiten trieben, reich und dem Luxus und
Wohlleben ergeben, indeß die Nomaden der Wüste unter ihren erblichen Stamm-
und Familienhauptern (Emirs, Scheikhs) ein einfaches, mäßiges Leben führten.
2. Bd. 1
- S. 33
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33
Morgenländische Völker.
Nußbaumwäldern beschattet; in den Thälern gedeihen Wein, Feigen, Oliven, Granatapfel
und Korn. — 4) Mesopotamien, fruchtbare Ebene mit weidereichen Tristen, Städte
a) im westlichen Distrikt Osrhoöne: Edessa, Bathna (Markt für indische Maaren),
Carrä (Niederlage des Crassus durch dieparther a. 53), Nicephorium, Circesium
u. a. r-) im östlichen Distrikt Mygdonia: Nistbis, volkreiche Haupt- und Handelsstadt;
D ara, starke Festung, Singara, H a tr ä u. a. „Nachdem die beiden Flüsse die Berg-
ketten Armeniens, welchen sie entströmen, durchbrochen haben, geht ihr Lauf durch ein
ziemlich hoch liegendes Steppenland, dessen Einförmigkeit durch Felskämme, Hügelreihen,
Seen und fruchtbare Strecken unterbrochen wird, während die Ufer der Flüsse mit Wal-
dungen von Platanen und Cyprcssen besetzt und von Wiesen eingeschlossen sind. Mit der
Abflachung des Bodens werden diese fruchtbaren Niederungen an den Flüssen breiter, aber
das Land zwischen den Strömen wird desto öder und baumloser, und duldet nur Wander-
hirten und Hcerden von wilden Eseln, Straußen und Trappen als seine Bewohner." Wie
Aegypten erhalten auch diese regenlosen Länder ihre befruchtende Bewässerung durch die
jährliche Ueberschwemmung der beiden Ströme, die jedoch nicht so regelmäßig verläuft wie
die des Nil. „Oft wirst der Tigris statt befruchtender Wasser verheerende Fluthen über die
Ebene und verwandelt dieselbe bis zu dem sumpfigen Delta an seiner Mündung in einen
breiten wogenden See."
Vii. Syrien, Phönizien, Palästina. I) Syrien, ostwärts vom Euphrat, ist im
Norden gebirgig mit fruchtbaren Thälern, im Süden heiß und trocken; im Ganzen gut
angebaut und von volkreichen Städten bedeckt, reich an herrlichen Südfrüchten; Haupt-
fluß ist der vom Lib an o n herabfließcnde Orontes. Es zerfiel in das nördlichesy-
rien und in das hohle Syrien (C öl es yrien) eine eigenthümliche Felsenspalte zwi-
schen Libanon und Antilibanon. Unter den Städten sind zu bemerken: Samosata am
Euphrat (Geburtsort Lucians); Hicropolis mit einem prachtvollen Tempel; dasauf
einem von drei Seiten unzugänglichen Felsen erbaute feste Seleucia; Thapsacus,
alte Handelsstadt am Euphrat. Palmyra (Thad m or) aus einer palmenreichen Oase in
der syrischen Sandwüste; das von herrlichen Tristen für Pferde und Elephanten umgebene
Ap amea am Orontes, gleich L a o d i c ea und den meisten Städten von den Seleuciden
gegründet; Emesa mit seinem berühmten Sonnentempel (Schlacht 273 n. Ehr.). An-
tiochia, von Scleucus Nicator in einer reizenden Gegend am südlichen User des Orontes
angelegt, 2'/- Meilen im Umfang. Daphne, ein von Cyprcssen- und Lorbecrhainen um-
gebener üppiger und sittenloser Lustort der syrischen Könige. In Cölesyrien lagen: Da-
mascus, uralte Hauptstadt in einer reizenden Gegend (schon zur Zeit der Römer durch
Waffcnfabriken berühmt), Heliopolis (Baalbek), Sitz dessonnencultus mit einem von
Anton. Pius erbauten herrlichen Tempel. — 2) Phönizier» (Palmenland). Südwestlich
von Syrien bis zum steilen Berge Karmel lag das Küstenland Phönizien am cederreichen
Libanon, mit welchem weiter ostwärts der Antilibanon (mit dem höchsten Berge Her-
men) parallel läuft. „Auf diesen Höhen wird die Lust reiner und kühler, Terrassen von
Feigen- und Maulbeerbäumen wechseln mit Weinpflanzungen , auf dem breiten Rücken der
höheren Bergzüge erhebt sich der Wald der Cedcrn und noch vor dem höchsten Felscnkamm
liegen grüne Abhange, auf denen zahlreiche Heerden schwarzer Ziegen weiden, beunruhigt
von Schakals, Bären und Löwen, welche in den öden Schluchten hausen." Unter den
selbständigen, rcpublicanisch regierten und in einem Städtebund vereinigten phönizischen
Städten sind die bedeutendsten Arädus, Tripolis, Byblus, Berytus, das betrieb-
same Sidon, das mächtige Tyrus, A c c a oder P t o l e m a i s u. a. Neben den industriö-
sen Phöniziern hausten in dem Libanon einige kriegerische Räuberstämme, die Jturäer,
Sicarier (Dolchmänncr), die Borfahren der in den Kreuzzügcn so gefürchteten Assas-
sinen, u. a. — 3) Palästina, südwärts von Syrien und Phönizien, ein gebirgiges aber
fruchtbares, an Schluchten und Höhlen reiches Land, durchströmt vom Jordan und
Weber, Geschichte. b.aufl. 3
1830 -
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Sibirien.
673
uni» der Anadyrsche Busen. — Das Klima des Landes ist im All-
gemeinen rauh, jedoch chat der S. in den W. Gegenden sehr milde
Sommer, ja oft große Hitze; dagegen herrscht im N. fast beständiger
Winter, so daß der Morastboden keinen Fuß tief aufthauet; selbst die
Selenga unter 50° Br. ist regelmäßig bis zur Mitte des April mit
Eis bedeckt. Die -Produkte des Pflanzenreichs sind daher nicht von
großer Bedeutung. Ungeheure Waldstrecken von Nadelhölzern und
Birken sind in O., Ulmen, Linden und Ahorn nur in W. In den
fruchtbaren Gegenden bauet man viel Getreide; schöne Garten-
früchte und Taback, in S. etwas Wein; Obstbäume wollen nicht
recht' gedeihen. Herrliche Wiesenflächen und selbst in Kamtschatka noch
Kartoffeln und anderes Gemüse. Rhabarber, Spargel und Ho-
pfen ist in S. wild. Selbst die Steppen sind im Frühling mit
Kräutern und Blumen bekleidet und bieten dann einen lieblichen An-
blick dar. Wichtig sind die Produkte des Thierreichs. Viehzucht
ist sehr bedeutend, besonders unter den Nomaden der Steppen, wo auch
das Schaf mit dem Fettschwanze und wilde Pferde in ganzen
Heerden; auf dem Gebirge lebt der Argali, das Elenthier (inw.
des Jenisei) und Hirsche und Rehe in Überfluß, so wie Antilo-
pen, Wölfe und Bären; auch das Dsiggetai läßt sich schon
sehen und der Steinbock hauset hier noch; das wilde Schwein
lebt in den Ebenen; Luchse und Moschusthiere in den S.gebir-
gen östlich vom Jenisei; das Rennt hier in N. westlich vom Jenisei;
besonders wichtig sind die Pelzthiere, die aber nicht allethalben
gleich viel und gut sich finden. Bären und Wölfe sind überall
zahlreich, Zobel schlecht in W. des Jrtisch, am besten in O. der Lena,
Steinfüchse am N. Jenisei, Vielfraße am S.jenisei, Herme?
line vorzüglich zwischen Ob und Jenisei, Eichhörnchen in So.
der Lena, Marder, gut in W., Biber zwischen Ob und Jenisei.
In Kamtschatka bemerken wir eine durch ihre Wurzelvorräthe für die
Eingebornen wichtige Mäuseart. Fische ernähren die Gewässer in
unglaublicher Menge, die Seeküste viele Robben, die sogar im Bai-
kal leben. Höchst lästig ist im Sommer die große Menge von Brem-
sen und Mücken. Reich sind die W. und S. Gebirge an Metal-
len, an Gold, Silber, Kupfer und Eisen; besonders merkwür-
dig sind die an der O. Seite des Ural seit 1814 entdeckten Goldsand-
flötze, die an Reichthum den Amerikanischen Gebirgen nicht nachzuste-
hen scheinen, aus denen man 1823 schon 4500 Pf. Gold, 1824 gegen
8000 Pf. gewann und die 11,500 Arbeiter beschäftigten. Die Gold-
sandlager nehmen von Werchoturje bis zum Flusse Ural eine Strecke
von fast 150 M. ein. Im Ural befinden sich 60 Eisengruben u. Hüt-
ten, 69 Kupfergruben und Hütten, mehr als 120,000 Menschen leben
daselbst von Berg- u. Hüttenbau. Wemerkenswerth ist die Entdeckung
der Platina im Ural seit 1823, vorzüglich in dessen westlichen Thei-
len. Die südlichen Gebirge haben besonders ergiebige Silbergruben.
Von anderen Mineralien finden sich in verschiedenen Gegenden Stein-
kohlen, Marienglas, Schwefel, Salz, mancherlei Edel-
steine, Blei u. a. Treibholz wirft das Meer in großer Menge
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Asien.
den Mongolen, genauer weiß man aber von ihrer Sprache und Ab-
kunft nichts; Sitten, Bildung, Beschäftigung, Religion und Verfas-
sung sind ganz Chinesisch. Ein König regiert daö ganze Land unab-
hängig , giebt aber sowohl dem Könige von China, als Japan Tribut.
Keine Aus - und Einwanderung wird geduldet und an Verkehr mit
Europäern ist nicht zu denken. Die Hauptst. Kingkitao soll eine
große Bibliothek haben. — Der S. Spitze gegenüber liegt die Insel
Quelpaert, 13 M. im Umfange.
Die T a t a r e i.
Große — 30 bis 32,000 Q. M. Die Gränzen sind in O. daö
Chinesische Hochasien, in W. der Kaspische See, in S. Persien und
Kabulistan, in N. die unbestimmte Gränze des Kirgisenlandes; Lage
etwa zwischen 36 bis 45° N. Br. Die Tatarei bildet den W. Abhang
von Hochasien; daher in O. hohe mit ewigem Schnee bedeckte Gebirge,
die ihre Arme weit nach W. hin erstrecken und sich allmälig ganz ver-
lieren, so daß zuletzt eine völlige Ebene, Steppe, Sandwüste und
Sumpfland übrig bleiben. In So. ist der Hindu kusch, auf die-
sen folgen gegen R. der Belur-, Ala- und Kara Tag (Tag oder
Tan heißt Gebirge). Das Bergland ist auf seinen Gipfeln meisten-
theils waldlos, in O. schon Anfang des kalten Hochlandes von Klein-
tibet und dem Chinesischen Turfan und der Songarei, mit strengen
Wintern, aber mit gutbewässerten fruchtbaren Thälern, reich an edeln
Metallen und Edelsteinen, in seinen westlichen Abhängen doch noch
milde genug für Südfrüchte, das Quellland zahlreicher Flüsse, die
sämmtlich zum Gebiete des Amu und Syr gehören, für die Geschichte
und den Verkehr Asiens wichtig durch die Pässe, welche durch dasselbe
vom Tieflande der Tatarei nach Hochasien, Kabulistan und Indien füh-
ren. In S. erhebt sich das Persische Hochland Khorasan und das
Afganische Kabulistan, die durch den Hindukusch mit Hochasien in
Verbindung stehen. Daö Bergland verflacht sich gegen W. u. N. zum
Tatarischen Tieflande zu völliger Steppenebene. Diese Fläche reicht
bis zum Kaspischen See und besteht aus dürrem Sandboden, der aber
besonders in der westlichen Hälfte unter der Oberfläche in geringer
Tiefe sehr wasserreich ist, weil der lockere Sand den Flüssen einen groß-
ßen Theil ihres Wassers entzieht. Sehr leicht lassen sich daher in die-
ser Steppe Brunnen graben und Kanäle ziehen, durch welche die Wü-
ste (dennn auch hier zeigen sich Wasser und Wärme als die Hauptbe-
dingung des Pflanzenlebens) schnell in fruchtbare Fluren umgeschaffen
wird. Daher der Reichthum solcher durch Natur oder Kunst bewässer-
ter Gegenden, die gleich den Afrikanischen Oasen, ringsum vom Sand-
meere oder dürren Thonboden oder kahlen Felsenhügelreihen umgeben
sind; daher die hier so häufige Erscheinung, daß Flüsse nach und nach
ihr Wasser verlieren, Sirmpfe und Lagunen bilden und von ihrer ur-
sprünglichen Miindung ganz zurückweichen, besonders da der Flugsand
so leicht den Lauf hemmt. Im Belur sind die Quellflusse des Amu oder
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Afrika.
feit anlegen, denn oft findet man über 100 F. tief in dem lockeren
Sande noch kein Wasser. Nicht so groß sind die Schrecknisse des öst-
lichen Theils. Dieser ist meistentheils mit gröberem Sande und Kie-
seln bedeckt, oder der Boden ist harter Thon und Fels (Kalk u. Sand-
stein); zahlreiche Felsenreihen von unbedeutender Höhe unterbrechen die
Einförmigkeit; Quellen und Bäche finden sich dann und wann; um
sie her bilden sich Oasen oft von bedeutender Ausdehnung, mit Städten
und Dörfern, oder wenigstens doch hinreichend, um den Karawanen zu
Erfrischungsstationen zu -dienen. Die Sandfläche selbst ist ohne alle
Vegetation, auf den Oasen aber finden sich die gewöhnlichen Getreide-
arten, Südfrüchte, Palmen u. a. Pflanzen, auch bieten sie gute Wei-
deplätze dar. Hausthiere, besonders das hier unentbehrliche Kamel,
das Schiff der Wüste, finden sich dort in zahlreichen Heerden; in der
Nähe derselben Raubthi ere, Strauße, Springhasen (Jerboas),
Gazellen; auch Heuschreckenschwärme erscheinen hier. In der
eigentlichen Wüste findet man oft Tage lang nicht ein lebendes Würm-
chen und hier herrscht eine wahre Grabesstille. In Sw. sind große
St einsalz lag er und in der Gegend des Senegal Gummiwälder.
Die Luft ist am Tage unerträglich heiß, die Nächte unverhältnismäßig
kühl; kein Wölkchen schützt gegen den glühenden Sonnenstrahl, nur
vom Aug. bis Nov. fallen Regenschauer, die aber auch oft ausbleiben.
Auch der Samum ist bekannt. Bewohnt ist dennoch diese Wüste.
In W. sind es Mauren, wahrscheinlich von Arabern oder Berbern
abstammend, Muhamedaner, mit Arabischer Sprache, des Schreibens
kundig, aber sonst völlig roh, von ihren Heerden, von Raub und Han-
del lebend, umbarmherzig jeden Fremdling als Sklaven fortschleppend.
Ein Zelt von Kamelhaaren oder Hauten ist ihre Wohnung, ein wol-
lenes Hemd oder Ziegenfell ihr Kleid, Milch, Gerste, Hirse, Datteln,
selten Fleisch ihre Nahrung. In O. leben zwei Berberstämme, die
Tibb us ganz in O., die Tuarikö in der Mitte, gegen W. bis nach
Morokko hin, beide eben so roh als die Mauren, aber, namentlich die
Tibbus, gutmüthiger, größtentheils Muhamedaner. Sie leben als No-
maden, bewohnen aber auch die Oasen und reden eine vom Arabischen
ganz verschiedene Sprache. Genau sind die genannten drei Völker-
schaften nicht getrennt und namentlich sind die Mauren in S. sehr-
weit verbreitet. An der Küste des Mittelmeeres und in der Nähe
Ägyptens wohnen viele Arabische Stämme. Alle diese Völkerschaf-
ten leben frei und unabhängig unter ihren Schecks, nur wenige zah-
len den Paschas von Tripolis und Ägypten Tribut.
a) Die wüste Barka (vergl. Tripolis) d. h. das Küstenland am Mit-
telmeere vom Busen von Sidra bis nach Ägypten. Die ganze Nordküste
vom Busen von Cabes an bis zum Nildelta, als Granze der Sahara in
No. ist ganz verschieden von dem Sandufer der Wüste in W. Das Mit-
telmeer ist hier von einer felsigen Hochebene umschlossen, welche theils
steil ins Meer hinabfallt und ansehnliche Busen und Vorgebirge bildet,
theils mit einem flachen Sandstriche umsäumt ist, der sich als Sandbank
im Meere fortzieht und Untiefen bildet (die berüchtigten Syrten des Al-
terthums). Die Halbinsel östlich vom Busen von Sidra ist ein. etwa
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Sahara.
775
1500 S'. hohes Hochland. Hin und wieder kommt die eigentliche Wüste
zum Vorschein; auch Seen und Salzsümpfe sind an einigen Stellen, aber
meistentheils zeigt sich nackter Fels, aber es giebt auch schon bewaldete
Gegenden und fruchtbare Thaler und Ebenen, zum Theil höchst reizende
Gegenden, so wie am Atlantischen Ozean die Sandwüste, so greift hier
das Meer immer weiter ins Land ein und man sieht die Trümmer alter
Städte schon mit Wasser bedeckt. Die Produkte der fruchtbaren Striche
sind die gewöhnlichen der Berberei: Datteln, Granaten, Oliven, Baum-
wolle, Durra, Taback, herrlichen Safran, Gerste, Weizen, Zedern, Fichten,
Zypressen, Wein und Südfrüchte. Metalle sind nicht vorhanden, aber
zahlreiche Heerden und mancherlei wilde Thiere. Zahllose Bienenschwärme
in den Felsen. Heuschrecken bringt der drückende Südwind in unzähliger
Menge. Die E. sind theils Mauren, theils Arabische Beduinen, auch Ju-
den. Das Gebiet des Pascha von Tripolis reicht etwa bis zum 42° O.
Von dort an behauptet der Pascha von Ägypten die Herrschaft; die Auto-
rität beider ist bei den Beduinen aber sehr gering. Bemerkenswerth ist
diese Küste besonders in O. durch die zahlreichen Ruinen alter Griechischer
Städte, besonders die Menge von Grotten und Grabhöhlen der dortigen
Gebirge. Die wichtigsten Punkte sind in der Reihe von W. nach O. fol-
gende: Dagiura, Lebida in fruchtbarer Gegend, schöner Hafen, Mesurara,
regelmäßig gebauet; Verfertigung von Strohmatten, Fußdecken, Säcken
aus Ziegenhaar, Töpferei. Großer Sumpf bis Sulib fast 10 M. lang,
mit Salzrinde bedeckt, der Hafen Zafran, wo die Gegend.gebirgiger wird;
starker Safranbau; schöne Thäler, Schaf- und Iiegenheerden; Mukrahr,
südlich davon Schwefelgruben; Hiänen, wilde Rinder; Sachrin oder So-
kren, der südlichste Punkt des Busens von Sidra, Sand, Sumpf und kah-
ler Fels; Hafen lurt'om, Bengasi in fruchtbarer Ebene, elende Hauser,
schlechter Hafen, 2000 E. (Die Gärten der Hesperiden?); Teuchira oder
Dokra, viele Ruinen; Dolmeira, Ruinen, versandeter Hafen, Vorgebirge
Ras Sem oder Razar; Grenna, das alte Lyrene, auf einer Hochebene,
Straßen in Felsen gehauen, zahllose Grabmäler und Reste alter Gebäude;
Derne von herrlichen Gärten umgeben, Gränze des eigentlichen Barka,
welches von hier bis Sachrin reicht. Noch jetzt nähren sich die E. dieser
Gegend von Lorosbohnen. Der Hafen Bomba, ziemlich sicher. Von
hier aus nach O. wenig bekannte Küste.
b) «östliche (Dafett.— Die Rleine Gase, El wah, Zwischen 28 und
29° N., 20 M. vom Nil entfernt, 3m. lang, deren E. entweder Araber
oder Berbern sind, fruchtbar an Reis, Datteln und Südfrüchten, mit
Quellen versehen. Ruinen aus alter Zeit, wie in Ägypten. El Rassar
und Zebu sind bewohnte Örter. — Die Mittlere Gase, Dakel, in Sw.
von der vorigen. — Die Große Gase, südlich von der Kleinen Oase, 26
bis 27° N. V., 13 M. lang, von Arabern bewohnt, mit der Stadt El
Rargeh, von Karawanen besucht. — Die Gase Dar (d.h.land) Für, 12
bis i6°N.br. Die größte von allen, mit zahlreichen E. vom Berber-
stamme, Muhamedanischer Religion, unter einem Sultan. Große Kara-
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Mexico. Einleitung.
863
nicht der Tegujo (cho) und Timpanagos hoch in N. am Grünen
Gebirge, die noch nicht ganz bekannt sind, einen größeren Umfang ha-
den. Verschiedene Salzseen, zu denen auch der Tegujo gehört,
der vielleicht durch den St. Philipp zum Stillen Meere abfließt und
den Buenaven.tura Fluß aufnimmt. Der Boden ist allethalben,
mit Ausnahme der zu hoch gelegenen Bergflächen, die doch noch Kar-
toffeln hervorbringen, und der wasserlosen Ebenen, sehr fruchtbar, nir-
gend mehr< als an den Ufern des Meeres und in den gut bewässerten
Thälern; lange Dürre bringt aber in manchen Gegenden Hnngersnoth
hervor.— Berühmt ist das Land durch seinen Silb erreichthum;
auch Gold wird viel gewonnen. Es gab Jahre, in denen 25mill.
Piaster geprägt wurden. Durch die inneren Unruhen der letzten Zeit
sind die Bergwerke sehr vernachlässigt, blühen aber jetzt, da Deutsche,
Englische und Nordamerikanische Gesellschaften st'ch derselben angenom-
men haben, wieder auf. Andere Metalle finden sich, sind aber, da
man bislang nur Gold und Silber suchte, weit weniger benutzt; höchst
wahrscheinlich enthalten aber die nördlichen unbekannten Länder noch
große Mineralschätze in ihrem Schooße. Reiche Eisengruben sind
in neueren Zeiten eröffnet, auch Zinn, Kupfer, Quecksilber
und B'lei wird jetzt gewonnen. Salz findet sich von allen Arten;
ganze Flächen haben salzhaltigen Boden und mehre Gewässer sind
salzig. Schwefel und Salpeter liefern einige Gegenden bereits.
Höchst wichtig sind die Erzeugnisse des Pflanzenreichs. Ausfuhrpro-
dnkte sind: Baumwolle, Vanille, Zucker, Sassaparille,
Jalappe, Kakao, Piment, Mahagoni- und Campeche
Holz. Indigo und Taback sind noch nicht zu eigenem Bedarf hin-
reichend, Öl und Wein noch weniger, weil beides ehemals, um dem
Spanischen Handel damit keinen Abbruch zu thun, nicht gebauet wer-
den durfte; der Kaffeebau verbreitet sich immer mehr; Tabacks-
bau ist nicht bedeutend und Monopol der Regierung. Herrliche Wal-
dungen bedecken den Abhang der Gebirge, sind aber in manchen Ge-
genden zu wenig geschont. Sie bestehen aus den mannigfachsten bei
uns unbekannten Baumarten, aus verschiedenen Arten von Eichen,
Erlen, Platanen; selbst aus Tannen und Fichten bis zu ei-
ner Höhe von mehr als 12,000 F. Man hat alle Arten Europäischer
Südfrüchte und Obstarten, unter denen manche hier einheimische
Sorten; verschiedene Balsamb.äume, z.b. den Li quid ambar-,
Kopaiv- und Tolubaum; Tamarinden, Kokos- u. a. Pal-
men, Sassafras, Färbehölzer und zahllose Arten der herrlich-
sten Zierpflanzen. In S. gedeihet vorzüglich die Vanille. Als
wichtigste Rahrungspflanze bemerken wir den Mais; ferner Ananas,
Maniok, Bataten, Jgnamen, Oca u. a. durch ihre Wurzeln
nützliche Gewächse, selbst Erdäpfel und Kartoffeln. In den hö-
heren Bergflächen werden auch die Europäischen Getreidearien
gebauet. Der Pisang oder Bananenbaum liefert der warmen
Region eine höchst wohlschmeckende Frucht, der Taschenpfeffer das
allgemeinste Gewürz und die Agave oder Maguey, durch den aus
dem Blumenschafte gezogenen Saft ein beliebtes Getränk, Pulque
(ke) genannt, so wie deren Blätterfasern Seile und Papier. Der
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- Geschlecht (WdK): Jungen
Vereinigte Staaten. Einleitung. 839
nach. Mais gedeihet vorzüglich in S. und W., Weizen ist allge-
mein , schlägt jedoch in No. bisweilen fehl, Ta back wird in S. bis
40° gebauet, Baumwolle und Reis in S. bis 36°, Zuckerrohr
bis 31£°, Ahorn zucker ist besonders in den mittleren und W. Staa-
ten; Indiz ob an soll aufgegeben sein (?). Außer diesen findet man
mancherlei Arzneipflanz en, Ginseng, Sassafras, Jpeca-
cuanha u. a. Obst, Südfrüchte, Wein (der hier wild wach-
sende hat saure Trauben, bessere Arten aber sind aus der alten Welt
hierher verpflanzt), viel Hanf und Flachs, Krapp, Kartoffeln
in großer Menge; man hat selbst die Theestaude hierher gebracht
und sie scheint zu gedeihen. Mannigfaltig ist die Menge der wilden
Vegetabilien; ungeheure Waldungen von Nadelhölzern, unter de-
nen auch die Sprossentanne, zum Bierbrauen so nühlich, von
Eichen, Buchen, Balsampappeln, Eschen, Ahorn, Nuß-
baumen, Birken, Akazien, Maulbeerfeigenbäumen, Ze-
dern u. a. bedecken das Land; in ihnen findet sich auch die herrliche
Magnolie (ins.), die nützliche Wachsmyrthe, die Zypresse,
der Tulpen bäum, der Platan und die Ulme, beide von gewal-
tiger Stärke, der Bohnenbaum, der Sumach; mancherlei wilde
Beeren und unzählige Strauch - und Pflanzenarten , die zum Theil
schon nach Europa als Zierpflanzen versetzt sind. Aus dem Thierreiche
finden sich alle in der Einleitung erwähnten wilde Arten, von denen
wir hier nur noch das Moosthier, den Bison, der Antilope,
das Beutelthier, den Waschbären, das Stinkthier, den
Kuguar und Jaguar, das Stachelschwein, den Kaiman,
die Klapperschlange, Schildkröten und den Ochsenfrosch
nennen. Die Gewässer liefern Fische, besonders in der No. Küste
Kabliaue, in Überfluß, aber auch aus den entfernteren Meeren holt
man Wallfische (selbst aus der Südsee) in Menge. Außerordentlich
groß ist die Menge von Vögeln, besonders Sumpf- und Wasser-
geflügel, selbst der Kolibri und Papagei leben in W. und der
Puter (Truthahn) findet sich in ganzen Heerden wild. Unerschöpflich
sind die Steinkohlen- und Bleigrnben, letztere am Mississippi und
Missuri, die von 1826 bis 28 — 20 Mill. Pfd. Blei lieferten, erstere
fast im ganzen östlichen Gebirgszuge, besonders in N. Eisen findet
sich in Menge, auch Kupfer wird gewonnen. Ergiebige Goldsand-
lager hat man neuerdings in Nord- und Südkarolina, Braun-
stein in Vermont entdeckt, und auch Silber findet sich in Pensylva-
nien und Indiana; es giebt große Vorräthe von Schwefel (Neuyork)
und Salpeter (Kentucky), Spuren von Zinn in Massachusets. Man
hat Quellsalz, reiche Steinsalzlager in W. der Alleghany, Vi-
triol, Farbenerden, einige Arten Edelsteine, Marmor und man-
cherlei andere nützliche Stein- und Erdarten. Erwähnen müssen
wir noch die ungeheuren fossilen Knochen, welche sich besonders am
Ohio von Zeit zu Zeit finden, so wie die ungeheuren Höhlen der
dortigen Kalkgebirge.— Zwei Menschenstämme sind seit drei Jahrhun-
derten noch immer in Kampf und Zwiespalt um den Boden des Lan-
des, die alten Urbewohner und die neuen Ankömmlinge. Jene,
durchaus rohe Wilde, Indianer genannt, von Jagd und Fischfang,
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
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Rußland.
Di Arzn eipflanzen hat das Land Überfluß. Die großen Wal.
düngen sind schon erwähnt; sie bestehen in N. nur aus Nadel-
holz und Birken, welche letztere durch den Birkentheer zur Berei-
tung des Juchten sehr wichtig und hier besonders einheimisch sind;
auch die durch ihren Bast, der zu Flechtwerk aller Dt, zu Schuhen,
zum Dachdecken, zu Wagenkörben u. dergl. gebraucht wird, so wichtige
Linde ist sehr verbreitet, eben so die Esche, nicht so sehr die Eiche;
sehr viele Buchen, welche die südlicheren Waldungen bilden; der S.
hat auch den Platan, Buchsbaum, die Mannaesche und die
Zi presse. Treibholz an den baumlosen Küsten des Eismeeres.
Rindvieh ist in größtem Überflüsse, so daß man in den daran reichen
Provinzen Podolien, Wolhynien u. a. dasselbe bisweilen wohl
nur des Talges willen schlachtet; in S. hat man auch den Büffel
und in den Wäldern findet sich noch bisweilen der wilde Au er ochs;
Schafe sind in ungeheurer Menge und auf großen Gütern zum Theil
veredelt; in S. ist schon die Art mit dem Fettschwanze; der
Muflon lebt vielleicht noch auf dem Ural, so wie wilde Ziegen
in S. Die Schweinezucht ist besonders in den W.provinzen sehr
bedeutend, in den O. Provinzen, besonders im Kosakenlande, ist dage-
gen Pferdezucht ungemein stark; in einigen Gegenden sind schöne
Rassen; in den So. Steppen lebt das Pferd halbwild. Der Esel
ist nur in S., am Kaspischen See sogar wild. So wie das Kamel
(hier das Dromedar) in Südrußland, besonders in der Krimm, am
unteren Don und an der unteren Wolga, so das Rennthier im
fernsten N. Das eßbare Wild ist in nicht großer Menge; in Tannen
lebt der Damhirsch, in Liefland und den benachbarten Provinzen,
auch am Ladoga See das Elenthier; desto wichtiger aber ist die
Jagd des eigentlichen Pelzwildes und reißender Thiere. Bä-
ren und Wölfe sind in Menge, außer diesen Zobel an der Pet-
schora; Biber, Marder, Wiesel, Iltisse, Füchse, Dachse,
wilde Katzen, Luchse, Ottern, Murmelthiere, besonders
Eichhörnchen; Antilopen und Gemsen bewohnen die O. und
S. Gebirge und Steppen; Robben finden sich nicht allein am Eis-
meere, sondern auch im Kaspischen, im Ladoga und Onegasee.
Wildes und zahmes Geflügel (Auer-, Birk-, Schnee- u. Hasel-
hühner), besonders Sumpf- und Wasservögel sind in großer
Menge, am Eismeere Eidergänse; sehr fischreich sind alle Ge-
wässer, besonders die Wolga, die vorzüglich Welse, Lachse, Hau-
sen und Störe liefert. Häringe in der Ostsee. Bienen finden
sich wild und zahm, in einigen Gegenden auch die Polnische Co-
chenille; der Seidenbau in S. will nicht viel sagen. Heuschrecken
verwüsten oft. Eisen u. Kupfer werden in großermenge gewonnen
(man berechnet die jährliche Ausbeute der Eisengruben im ganzen
Reiche auf mehr als 2 Mill. Ztr., der Kupfergruben auf 70 bis 75,000
Ztr.), u. der Ural enthält ungeheure Lager von Goldsand, aber an der
Asiatischen Seite, an der Europäischen Seite Platinasand, der
reiche Ausbeute giebt, so daß man jetzt schon aus den: gewonnenen
Metalle Münzen schlägt. Blei wird in Finnland viel (18,000ztr.)
gewonnen; die übrigen Metalle sind zwar vorhanden, doch nicht von
10. Abt. 2
- S. 585
1830 -
Hannover
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- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
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- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
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Kasan und Astrachan.
wohnt. Die meisten E. gehören zu den oben erwähnten Stämmen, zu
denen noch permier, Sirjänen, Baschkiren, Wogulen und worjaken
kommen. Unter den Eingewanderten befinden sich auch Deutsche Loloni-
sien. Sehr wichtig ist der Bergbau, der Gold, Kupfer und Eisen liefert.
Man zählt über 130 Salzsiedereien. Fabriken sind hier gar nicht, Acker-
bau ist nicht wichtig. Jagd und Fischfang ernährt manche der Völker-
schaften, die zum Theil, wie die worjaken, keinen Fremden unter sich
dulden und die Städte meiden, ganz allein. — Perm a. d. Kama, 6000 E.
Erzbischof. Theol. Seminar und Gymnasium. — Lungur a. d. Silva,
7000e. Sitz einer Berghauptmannschaft. Eisenhütten.— Solikamsk an
der Kama, 5000e. Salzsiederei. In der Nahe ein botanischer Garten.
Zu Asien gehören Jekarerinburg u. a. Vergl. Sibirien.
V. Königreich Astrachan — 16,400q. M. 2,850,Oooe.
Fast das ganze Land ist Gebirge oder Steppe, nur an den Flüssen ist
fruchtbarer Boden. Unter den E. sind viele Tatarische Völkerschaften
und längs der Wolga eine Menge Deutscher Colvnien seit 1763. Viele
der ersteren sind noch bloße Nomaden; auch kalmückische Stamme, Bu-
charen, Raukasier, selbst Inder finden sich hier. Städte nur an den
Hauptflüssen. Dies Königreich, welches, wie Kasan, sonst unter Tatari-
scher Herrschaft stand, wurde 1557 von Iwan Ii. erobert.
33) Srarch. Astrachan =2 5200 Q- M. 230,000 E. In der ungeheu-
ren Steppe, welche die Wolga und Achtuba in 2 Theile trennt, sind
mehre Salzseen. Der Boden ist fast allethalben salzhaltig, ja selbst Luft,
Regen und Thau enthalten Salztheile. In der Ebene, welche zum Theil
so flach ist, daß anhaltender So. Wind das Wasser des Kaspischen Sees
oft meilenweit über die Ufer treibt und Schiffe so weit auf das feste Land
bringt, daß man sie hernach aus einander nehmen muß, ist eine eigene
Erscheinung die riesenmäßige Vergrößerung ferner Gegenstände, so daß
man Heidekraut für Bäume ansieht. Bäume (Pappeln, Birken, Ulmen)
finden sich nur an den Ufern der Flüsse; einen reizenden Anblick gewährt
die Steppe im Sommer durch ihren Blumenflor, der sie, sobald im Früh-
jahre nür der Schnee schwindet, zu bedecken anfängt. Die Steppe selbst
ist die Sommerweide, die niederen Wiesengründe an den Gewässern lie-
fern Heu für den Winter. Selten erhebt sich die Ebene zu Hügeln, noch
seltener ist der Fels (Sandstein und Kalk) sichtbar. Die großen Salz-
moore bestehen aus einem bodenlosen salzigen Lehmschlamme, der zum
Theil auch bei 30° Kälte nicht gefriert (vor einigen Jahren kam eine
Heerde scheu gewordener Pferde, 2000 Stück, darin um), ohne alle Vege-
tation, nur am Rande mit Salzpflanzen bedeckt. Viele Salzseen, unter
denen der Sakrvzkische zwischen den beiden Steppenflüssen Useen, jährlich
über 1 Will. Pf. Salz liefert. Die E. sind, außer den Russen, Uralische
Losaken, Tataren, theils ansäßig, theils als Nomaden, Nogaier, eben-
falls ein zum Theil nomadisirender Tatarenstamm, und die Bukaischen
Lirgisen, 12,000kibitken (Zelte), d. h. Familien, stark, welche sich seit
etwa 30 Jahren hier niedergelassen haben und etwa 4 Mill. Schafe, 1 Mill.
Volger's Handb. d. Geograph. 2te Ausl. 38